„Weltverlassen die Welt verlassen“ – Eine gelungene Veranstaltung zum Thema Suizidalität
Sehr zufrieden sind der Verein Krisenhilfe Münster e.V. und die Akademie Franz Hitze Haus mit der Resonanz auf das Abendforum „Weltverlassen die Welt verlassen – Todesneigung und Lebenstrieb in den Künsten“. Knapp 80 Gäste kamen zu diesem außergewöhnlichen Abend, bei dem das Thema aus einer gelungenen Mischung aus Vorträgen, Lesung, Musikeinspielungen und der Vorstellung konkreter Beratungsarbeit durch die Krisenhilfe Münster e.V. beleuchtet wurde.
Mit dem Zitat „Nur weil Du nicht mehr leben willst, ist dies noch lange kein Grund, Dich umzubringen“ aus dem Film „Gegen die Wand“ eröffnete Michael Wörmann, 1. Vorsitzender der Krisenhilfe, den thematischen Abend. Durch die darauf folgende Einführung in das Thema Suizid und Suizidvermeidung in Deutschland durch Zahlen, Fakten und Daten bekamen die Gäste einen umfassenden Überblick über das Thema. Jährlich sterben in Deutschland knapp 10.000 Menschen durch Suizid, das sind deutlich mehr als die Opfer von Verkehrsunfällen, Mord und Totschlag, illegalen Drogen und Aids zusammen. „Suizidprävention ist möglich und gleichzeitig eine gesellschaftliche Aufgabe“ betonte Michael Wörmann. (Download zum Vortrag Vortrag Suizidpraevention)
Die künstlerische Näherung gelang dem Autor Mirko Bonné aus Hamburg, der sich nicht erst seit seinem den Unfalltod Camus beleuchtenden Roman „Wie wir verschwinden“ mit diesem Thema beschäftigt. Sein beeindruckender Vortrag ging der Frage nach, ob es gelingen kann, sinnstiftende Ausdrucksformen für die existentielle Verlassenheit zu finden. Mirko Bonné sucht in seinen Beiträgen nach möglichen Gründen für die Verzweiflung und Sinnleere bei so vielen Autoren, Musikern und Künstlern. Was führt den einen dazu, sein Leben zu beenden, während ein anderer dem Todestrieb widerstehen kann? Welche Rolle, fragt er, spielen Überlieferung, Pose und auch Nachahmung beim Freitod? Zum Abschluss gab es eine beeindruckende Lesung des Autors aus seinem zum Thema geschriebenen Buch „Nie wieder Nacht“.
Konkrete Eindrücke aus der Praxis der Krisenhilfe Münster e.V. bekamen die Zuhörer durch die Leiterin Petra Karallus und den ehrenamtlichen Berater Harald Kachel vermittelt. Hier finden Menschen in Lebenskrisen, mit suizidalen Absichten, Angehörige von Suizidgefährdeten und auch Trauernde, die einen geliebten Menschen durch Suizid verloren haben, qualifizierte Beratung und Begleitung. Da in akuten Krisen eine sofortige Unterstützung wichtig ist, bietet die Krisenhilfe innerhalb von 24 Stunden ein persönliches Gespräch an. Rund 32 qualifizierte Mitarbeiter, die durch intensive Schulung auf diese schwierige Beratungsarbeit vorbereitet wurden, sind hier ehrenamtlich im Einsatz. Die Beratung ist kostenlos, unbürokratisch und vertraulich.